Ich möchte euch gerne etwas erzählen, was mir und meiner Familie kürzlich widerfahren ist und was mich, trotz aller Sorgen, Gedanken, und Stressoren, die mich in letzter Zeit stark beschäftigt hatten, wieder zurück ins „HIER UND JETZT“ gebracht hat – nämlich ins HIER - dem Ort, wo Wunder geschehen dürfen, und dem JETZT - der Zeit, in der alles möglich ist! Das hatte ich nämlich aufgrund vieler Umstände im Außen vollkommen vergessen...
Aber lasst mich von Vorne beginnen (schon an dieser Stelle sei gewarnt, die Story wird etwas länger, aber ich glaube, sie muss einfach erzählt werden).
Mitte August fuhren mein Mann und ich mit unseren beiden Kindern in den Urlaub. Dieser Urlaub sollte etwas ganz Besonderes werden. Wir wollten zusammen mit meinen Eltern einen Ort in Kroatien besuchen, wo wir früher, als ich noch ein Kind gewesen bin, ganz oft Urlaub gemacht haben. Meine Eltern hatten sich gewünscht, noch einmal dorthin zu fahren, sie schwärmen seit Jahren davon und diesen Wunsch wollten Marco und ich ihnen in diesem Jahr erfüllen. Wir hatten einen kleinen Bus für uns gemietet, da mein Papa die lange Strecke nach Kroatien nicht alleine fahren wollte und wir suchten ein schönes Hotel direkt am Strand für uns aus. Alles war geplant und wir freuten uns riesig darauf – doch dann, kam alles anders. Meine Mama wurde vor ein paar Monaten krank. Wir hatten alle gehofft, dass es bis zu unserem Familienurlaub wieder gut sein würde, aber leider kam es dazu, dass wir kurz vor der Anreise alles für meine Eltern stornieren mussten, da meine Mama (zum Glück) einen Platz in der Klinik bekommen hatte. Also bereisten wir vier alleine meinen Ort der Kindheitserinnerungen… Oft überkamen mich während der Zeit in Kroatien Erinnerungen an glückliche Zeiten aus Kindheitstagen, und meine Eltern fehlten mir und uns ganz oft und ganz sehr… Wir machten eine Foto-Safari für sie und erkundeten Orte, die ich von früher in Erinnerung hatte und streamten es in Echtzeit nach Deutschland zu meiner Mama per Videotelefonie in die Klinik! Es gab so viele Gänsehautmomente, z.B. als ich plötzlich mit meinen eigenen beiden Töchtern an der Stelle stand, an der ich vor etwa 30 Jahren mit meiner Schwester und unserer Mama gewesen bin, Hand in Hand, als meine Mama damals immer mit uns dort in die Strandbar gegangen ist, um mittags Tomatensuppe zu essen… Es war sehr emotional, und gleichzeitig sehr wunderschön. Ich machte weitere Videos für meine Eltern und entführte sie mit dorthin, wo sie in diesem Jahr auch so gerne gewesen wären. Gleichzeitig schuf ich mit meinen Kindern hoffentlich ähnlich schöne Erinnerungen, wie ich sie von meiner eigenen Kindheit mit meinen Eltern hatte.
Nun ja, leider haben meine Kinder und mein Mann mich aber auch in den letzten Tagen unseres Urlaubs oft schimpfen müssen, weil ich viel am Handy und am Arbeiten war… Wenn man beruflich seiner Herzensarbeit nachgeht, dann ist es nicht so leicht, sich komplett abzuschotten, zumindest nicht für mich, und ich habe auch während der Ferien Begleitungen vereinbart, schriftlich Mamas in ihrer Trauer unterstützt, habe Termine vereinbart, Bücheranfragen und -bestellungen beantwortet, andere Fachbücher gelesen, mich auf eine Dozententätigkeit vorbereitet etc. Da mir das Spaß macht und keine „Belastung“ bedeutet, kommt es mir manchmal gar nicht wie „Arbeit“ vor. Doch an manchen Tagen machte ich das Ganze wohl etwas übereifrig – und das merkte ich erst dann, als meine Jüngste schimpfte, ich sei nur am Handy und mein Mann vorschlug, abends mit den Kindern noch einmal alleine zum Strand zu gehen, damit ich in Ruhe „arbeiten“ könnte. Erst da begriff ich, dass ich meine Leidenschaft wohl etwas zu viel ausgelebt hatte und die Zeit im Urlaub doch besser mit meiner Familie und OHNE HANDY hätte verbringen können.
Okay, am Samstag nach 10 Tagen Kroatien, traten wir unsere Heimreise an und es stand eine Woche mit vollem Terminkalender bevor, da ich mir vom Urlaub aus bereits viele Erinnerungen nach Hause ins Büro geschickt hatte, was ich unbedingt alles gleich nach unserer Ankunft erledigen musste.
Wir fuhren am Samstag gegen 15 Uhr los, bei 28 Grad schönstem Sonnenschein.
Leider kamen wir nicht weit, denn etwa 30km vom Hotel entfernt wartete bereits der erste Stau! Und wir standen, und standen, und standen. Die weiteren Verkehrswarnungen waren leider nicht sehr optimistisch, denn zur Grenze nach Slowenien war bereits der nächste Stau angekündigt, der über eineinhalb Stunden Verzögerung mit sich bringen sollte. Und das in der größten Hitze. Wir waren alle genervt. Irgendwann inmitten einer Diskussion, in der es darum ging, ob mein Mann nun auf dieser Strecke bleiben soll oder, wie ich es dringend geraten habe, von der Autobahn abfahren und Landstraße fahren sollte, und wir uns nicht wirklich einig darüber wurden, da machte es : RUMS!!! Wir sind alle vier total erschrocken! „Was war das denn??!“ Unser Hintermann, ein Italiener in Slowenien, war uns ins Auto gefahren! Das durfte doch nicht wahr sein… Mit Händen und Füßen versuchten wir uns, in der gleißenden Sonne mitten auf der Autobahn zu verständigen, doch der ältere Unfallverursacher sprach kaum Englisch, und wir überhaupt kein Italienisch! Zum Glück kroch aus seinem Auto irgendwann ein genervter Teenager heraus und übersetzte für seinen Opa, was wir ihn mitzuteilen versuchten. Dadurch ließ sich fürs Erste alle klären und wir fuhren, genervt wie wir waren, im blinden Vertrauen, ohne Polizei, im Stau endlich weiter. Quasi auf der Stelle, da wir eh nicht vorankamen. Wir holten erst einmal tief Luft und hofften, dass es ab jetzt keine weiteren „Unfälle“ mehr geben würde. Doch leider hielt diese Hoffnung nicht lange an. Nur wenige Kilometer weiter (aber sicher eine weitere Stunde, denn im Stop an Go Verkehr kam man so gut wie nicht voran) blinkte die Warnleuchte unseres Auto: Kühlflüssigkeit prüfen! Ab da mussten wir alle paar Meter rechts rausfahren und anhalten, weil ständig das Kühlwasser leer war und wir an einer Tankstelle erschrocken feststellen mussten, dass sich unter dem Motor im Stand eine richtige Wasserpfütze gebildet hatte! Nach mehrmaligen Telefonaten mit unserer Werkstatt aus der Heimat hieß es, wir könnten wohl vorsichtig weiterfahren, müssten aber regelmäßig das Wasser auffüllen, damit der Motor keinen Schaden nehmen würde. Das probierten wir… doch im Stau kamen wir nicht weit und mittlerweile war die Frage, ob wir überhaupt jemals wieder mit diesem Auto nach Hause kommen sollten, sehr aufdringlich.
Und auf einmal passierte es: Über unserem Auto, über der vollgestopften Autobahn, erschien plötzlich ein riesiger Regenbogen! Die Sonne hatte den ganzen Tag geschienen, nirgends ein Tropfen Regen, und vor uns am Himmel, von links nach rechts über die komplette Autobahn gespannt, dieser wunderschöne, große, bunte Regenbogen! Wir waren total erstaunt und konnten es kaum glauben. Und in diesem Moment passierte auf einmal noch etwas: Auf meinem Handy, das in der Mittelkonsole lag und uns als Navi diente, ploppte auf einmal eine Erinnerung ganz groß auf dem Display auf:
ROMY UND LENNY
Und mein Mann schaute mich verdutzt an und fragte: „Hä, warum steht da jetzt Romy und Lenny auf deinem Display?“
Mein Herz machte einen Sprung, ich schlug die Hand vor dem Mund, die Kinder blickten von ihren Tablets auf, die ganze Aufmerksamkeit galt plötzlich diesem Regenbogen und den wunderschönen Namen unserer Sternenkinder ROMY und LENNY auf meinem Handy, die am nächsten Tag Geburtstag hatten!
Ich muss dazu sagen, ich habe seit ein paar Monaten ein neues Handy. Bisher wurde ich NIE an den Geburtstag meiner Zwillinge erinnert, da ich weiß, dass meine Engel am 28. August 2010 geboren wurden. Dieser Tag hat für uns jedes Jahr eine ganz große Bedeutung und wir feiern ihn immer zusammen mit unseren Engeln ganz fest im Herzen.
In diesem Moment auf der Autobahn war die „Erinnerung“ an Romy und Lenny, gepaart mit dem riesigen (wirklich phänomenal großen) Regenbogen am blauen Sommerhimmel, wie ein einziges riesengroßes Wunder!
Und plötzlich, da wurden wir alle vier ganz ruhig…
Ich lächelte und mein Herz war auf einmal so groß und so warm und ich sagte mit ganz großer Überzeugung zu meiner Familie: „Alles ist gut“. Der Unfall mit dem Italiener war vergessen, der Stau vor uns und der Motorschaden verloren an Bedeutung, und ich war auf einmal mit Frieden erfüllt. Und ich sprach weiter: „Lassen wir uns einfach darauf ein, was jetzt noch passiert… Ich glaube, wir werden geführt. Ich glaube, all das, was gerade passiert, soll passieren.“ Und mein Mann nickte berührt und drückte meine Hand, und meine süßen Kinder staunten über den großen Regenbogen, und mein Handy blinkte noch immer fröhlich mit dem Namen unserer Zwillinge, unserer Engel, Romy und Lenny…
Es waren nur noch wenige Kilometer weiter, als wir mitten irgendwo in Slowenien vom Stau heraus und auf einen SOS-Streifen an der Autobahn fuhren. Wir konnten mit unserem Auto keinen Kilometer weiterfahren. Das Kühlwasser lief nur so aus und weiterzufahren wäre ein zu großes Risiko gewesen. Mein Mann zog sich eine Warnweste an, half unseren zwei Mädchen und mir über die Leitplanke und dann versuchten wir, für unsere Notsituation einen Ausweg zu finden. Wir kontaktierten den ACE-Club und organisierten einen Abschleppdienst – doch leider stellte sich das als weitere Herausforderung heraus. Die Ortung von uns und unserem Wagen war wohl sehr problematisch und als wir endlich, ENDLICH, von einem Abschleppwagen abgeholt wurden, war es bereits duster…
Und als wir da so standen, hinter der Leitplanke, und die Autos an uns vorbeirasten (ja, der Stau hatte sich aufgelöst, als wir am Rand standen!!! Einfach so, als wäre nie etwas gewesen…) da öffnete sich auf einmal der abendliche Himmel und hinter ein paar Wolken schien die Sonne goldgelbrötlich auf uns herab! Es war so ein WOW-Moment!!! Wir nahmen uns alle vier in die Arme, und in diesem Moment fiel die letzte Anspannung von mir und meinem Mann herab und wir lächelten uns mit Tränen in den Augen an – ja, alles wird gut, wir mussten nur darauf vertrauen, alles würde ganz bestimmt gut sein, denn Romy und Lenny waren bei uns…
Als wir von einem slowenischen Zwei-Sitzer-Abschlepper abgeholt wurden, begann das nächste Abenteuer und ich und meine kleine Tochter sollten hinten in unserem kaputten Auto auf der Ladefläche sitzen, da vorne im Lastwagen nur Platz für zwei war. Der Servicemitarbeiter bat uns noch in Zeichensprache, die Köpfe einzuziehen, wegen „Polizia“ und dann begann die nächtliche Tour. Irgendwann bogen wir auf einen Hinterhof des Abschleppdienstes ab. Wir waren so naiv zu glauben, unser Auto würde dort direkt repariert werden und wir könnten diese Nacht noch heimfahren. Doch ein zweiter Slowenier teilte uns in gebrochenem Englisch und leicht genervtem Unterton mit, dass das Auto erst am Montag angeschaut werden könnte. No Mechaniker mehr da!
Da standen wir nun, hungrig, verschwitzt, erschöpft, mit kaputtem Auto, zwei müden Kindern und keiner Orientierung und wussten nicht, was wir nun bis Montag tun sollten?? Ein weiterer Anruf beim ACE Club vermittelte uns nach 15 Minuten musikalisch begleiteter Warteschleife die erlösende Info, dass wir uns ein Hotel suchen dürften. Uns würden bis zu drei Übernachtungen bezahlt. Der Servicemitarbeiter des Abschleppdienstes, der keine Geduld mehr hatte und endlich heim wollte, nannte uns „das nächstbeste“ Hotel in dem Ort, in dem wir gestrandet waren. Ein Taxi holte uns ab und gegen 22 Uhr landeten wir… im Paradies!!!
Es ist kaum zu glauben, was sich in den nächsten 3 Tagen noch alles ereignete. Da das Hotel, das für uns ausgesucht wurde, zufälligerweise das beste der Stadt war und nur noch die LUXUSSUITE im obersten Stock frei hatte, bezogen wir diese, und waren geflashed von der Schönheit unseres Exils! Wir hatten direkten Meerblick und zwei große, miteinander verbundene Zimmer - jedes Zimmer mit Doppelbett und zum Freudentaumel unserer Kinder mit jeweils großem TV-Flatscreen an der Wand! Wir hatten ein wunderschönes Bad mit großer begehbarer Dusche und direkt vor unseren Fenstern war ein beleuchteter, traumhaft schöner Hafen, einige Meter weiter hinten sahen wir eine AIDA-Anliegestelle! Wir konnten es nicht fassen, aber Romy und Lenny hatten uns einen Ort gezeigt, den man auch Himmel auf Erden nennen konnte – und von dem wir im Voraus nie etwas geahnt hätten!
Wir waren in KOPER gelandet, einem Ort, von dem ich vorher zwar nie etwas gehört hatte, der sich aber als Urlaubs- und Touristenziel entpuppte, mit vielen kleinen Cafes und Restaurants, einer wunderschönen Altstadt, vielen kleine Geschäften, einem wunderschönen Hafen, mit mehreren Stränden zum Baden, mit vielen Spielplätzen, Eisdielen, Museen – und als Sahnehäubchen mit allerschönsten Sommerwetter!
Und somit ließen wir uns auf diese geschenkte Zeit ein.
Den Geburtstag unserer Babys verbrachten wir dieses Jahr also in Slowenien. Wir begingen den Tag mit einem leckeren und üppigen Sektfrühstück in einem Luxushotel und verbrachten den weiteren Tag mit unseren beiden Töchtern am Meer im glasklaren Wasser zum Baden. Unsere Jüngste schwärmte an diesem Abend glücklich: „Das ist der schönste Urlaub, den wir je gemacht haben!“ Am Abend schlenderten wir durch die idyllische Altstadt, aßen Pizza und setzten uns schließlich an den Hafen, und lauschten einem der vielen Straßenmusikern… Der Himmel war so nah.
Wir hätten gedacht, dass unser Auto schließlich am Montag repariert sein würde, doch „leider“ brauchte die Werkstatt noch einen weiteren Tag und wir verbrachten noch eine Nacht in diesem tollen Hotel, das mit seinen freundlichen Mitarbeitern alles dafür tat, dass wir einen unvergesslich schönen Aufenthalt verleben konnten. Die Rezeptionistin führte die nötigen Telefonate mit der Werkstatt für uns, da wir aufgrund sprachlicher Barrieren alleine nicht weit gekommen wären. Sie fuhr mich und die Kinder am Montagabend sogar mit ihrem Hotel-Elektro-Mobil durch die ganze Stadt, da wir erwähnten, dass wir Lust auf Chinesisch hätten – so viel Herzlichkeit hatten wir niemals erwartet, so viel Freundlichkeit und so viel Schönheit!
Mit dem Hafen vor unserem Fenster, und dem Anker als Symbol, wurde unser Blick jeden Tag aufs Neue auf die gute HOFFNUNG gerichtet. Und die vielen weißen Feder, die wir während des Aufenthalts in Koper ständig vor die Füße bekamen, schenkten uns die Gewissheit, dass wir nicht nur von menschlichen Engeln umgeben waren….
Am Dienstag, nach drei Tagen Ruhe und Frieden und geschenkter Familienzeit, machten wir uns schließlich auf den Heimweg zurück nach Deutschland.
Und heute richte ich meinen Blick wieder bewusst auf die vielen kleinen Zeichen und Wunder, die uns täglich geschenkt werden, und ich weiß auf eine wunderschöne Weise, dass auch noch nach 12 Jahren die Verbindung zum Himmel genau so stark ist, wie an dem Tag, als unsere Engel dorthin gereist sind…
DANKE ROMY UND LENNY…. DASS ES EUCH GIBT, UND MIT EUCH, SO VIELE WUNDER!
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