Ich möchte heute gerne etwas loswerden, was mich in letzter Zeit sehr zum Nachdenken bewegt...
Immer wieder sieht man in den aktuellen Zeiten von Corona Fun-Bilder oder Videos, von völlig gestressten Müttern mit durchdrehenden Klein- oder Schulkindern, liest Tipps, wie man die Zeit zuhause mit seinen Kindern am besten überstehen kann, oder verfolgt Massenklagen von genervten Eltern, wie sie nun all den Lehrstoff an ihre Schulkinder vermittelt sollen, die jetzt um Gottes Himmels Willen für soooo lange Zeit daheim bleiben MÜSSEN…?!!
Gestern Morgen saß ich mit meinen Kindern gerade auf dem Fußboden zum Uno spielen, als der Moderator einer Radiosendung ein Lobeslied auf all die armen Mütter und Väter sang, die nun ihre Kinder tatsächlich den ganzen Tag zuhause betreuen müssten und der offenherzig sein Mitleid bekundete und schon alleine aus dem Grund hoffte, dass diese Krise doch bald überstanden sei… Ich konnte nur den Kopf schütteln, während meine kleine Tochter stolz Uno-Uno ausrief und mich wieder in die … ja, außergewöhnliche, neuartige, aber doch keinesfalls schreckliche oder überfordernde Realität zurückholte, in der ich so viel wundervolle Zeit mit meinen Kinder verbringen DARF, wie sonst nur in der einzigartigen Elternzeit!
Für uns alle herrscht im Moment ein absoluter Ausnahmezustand. Auch und gerade auch für unseren Nachwuchs! In dieser Zeit sollten wir unsere Kinder liebevoll in unsere Mitte holen, sie bestärken und ihnen ein Gefühl von Sicherheit vermitteln. Die Kinder müssen von uns nicht perfekt unterrichtet werden und wenn wir den Lehrplan nicht 1:1 mit unserem Schulkind durchziehen können, den wir per Schulmanager online übermittelt bekamen, und einige der Schulaufgaben nicht schaffen, dann ist das kein Grund in Panik auszubrechen und erst recht nicht, diesen von uns selbst erschaffenen Druck an unsere Kinder weiterzugeben!
Wir können unserem Nachwuchs in der aktuellen Zeit so viele Werte vermitteln, die für ihr weiteres Leben viel mehr an Gewicht haben, als das Auswendiglernen des Einmaleins!
Unsere Kinder lernen in diesen Zeiten Zusammenhalt und Rücksicht, sie lernen Sparsamkeit und Dankbarkeit und zufrieden zu sein, mit „Kleinigkeiten“. Und wenn diese Krise überstanden ist, dann sind für sie diese Kleinigkeiten zu großartigen Großigkeiten herangewachsen und sie werden glücklich sein, wenn wir mit ihnen mit dem Fahrrad zur Eisdiele fahren, uns eine Kugel Eis in der Waffel mitnehmen und zusammen auf einem wieder geöffneten Spielplatz gehen! Sie lernen Genügsamkeit, und dass es nicht immer notwendig ist, einen Ausflug in den Freizeitpark zu machen, um einen tollen Tag zu haben. Sie lernen wertzuschätzen, wie schön es sogar ist, in die Schule oder den Kindergarten gehen zu DÜRFEN, denn dort treffen sie ihre Freunde und Spielkameraden! Sie lernen gleichzeitig, wie schön es sein kann, einfach einmal zuhause zu sein und Zeit mit Mama und Papa verbringen zu können, und dem Geschwisterchen und sie entdecken Spielmöglichkeiten, die sie vorher gar nicht wahrgenommen oder als „totaaaal langweilig“ wahrgenommen hatten.
Kein Kind wird sich nach dieser Krise daran erinnern, WELCHEN Schulstoff es zuhause gelernt bekam, aber es wird sich daran erinnern, WIE die Mama es ihm vermittelt hat! Wie sie mit dem Kind gemeinsam am Tisch gesessen war und zusammen nach Lösungswegen gesucht hat und wie geborgen sich das Kind dabei fühlte und wie glücklich, dass die Mama diese Zeit alleine ihm widmet…
Das sind die Dinge, die wir unseren Kindern in dieser Zeit vermitteln können.
Sie brauchen kein straffes „Coronaferienprogramm“ und auch keinen perfekten Lehrer.
Sie brauchen liebevoll Eltern, die ihnen gerade jetzt zeigen, dass alles gut ist. Und dass es auch gut ist, dass man nun zusammen zuhause ist und diese außergewöhnliche Zeit zusammen als Familie durchleben kann.
Denn zusammen, als Familie, schafft man alles.
Ich werde heute zudem noch etwas für mich ganz Außergewöhnliches machen… ich werde diesen Text nicht mehr querlesen! Ich schicke ihn ungeschminkt und in Jogginghosen ab – er darf genau so daherkommen wie ich in dieser Zeit und er wird trotzdem okay sein, wenn man ihn mit dem Herzen sehen und verstehen will.
Alles Liebe für euch
Sandra
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