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Sandra Wagner

Wie verknüpfe ich das, was einmal war, mit dem, was jetzt ist?!

In der ersten Zeit nach dem Verlust deines geliebten Menschens ist es einfach nur wichtig weiterzuatmen, regelmäßig etwas zu essen und zu trinken, und zwischendurch immer mal wieder zu schlafen. Viel mehr ist für den Moment nicht nötig.


Wenn dann noch Menschen an deiner Seite sind, die dich in deiner Trauer aus- und den Raum halten können, die dich mit Essen, Trinken, Verständnis und Liebe versorgen und nähren, dann ist das ein Segen.


Wenn da keiner ist, bei dem du deinen Gefühlen freien Lauf lassen kannst, wenn du niemanden hast, dem du dich in deiner TRAUER anverTRAUEN möchtest - denn Trauer auszuleben hat auch viel mit Vertrauen zu tun - vielleicht möchtest du dann mit jemandem Außenstehenden reden, vielleicht mit einem Seelsorger, einem Geistlichen, einem Trauerbegleiter. In vielen Städten gibt es auch Selbsthilfegruppen für Trauernde, die du kontaktieren kannst, um mit anderen Betroffenen ins Gespräch zu kommen.

Reden hilft.


Mit der Zeit entstehen in dir vielleicht Sorgen, dass du es nie schaffst, dein "Davor" mit einem möglichen "Danach" zu verknüpfen. Du schaffst es im Moment gerade mal, ab und zu etwas zu trinken, schlafen geht nur, wenn das Licht an ist, oder die Katze mit dir im Bett liegt, oder der Fernseher läuft, und aus dem Haus hast du es seit der Beerdigung gar nicht mehr geschafft. Du weißt einfach nicht, wie es weitergehen soll, ohne diesen einen, geliebten Menschen an deiner Seite.


Aber du atmest weiter... mehr geht gerade nicht.

Und mehr muss auch nicht.


Es kommt dann irgendwann vielleicht die Zeit, in der du dich wie auf Autopilot fühlst: Ohne Dinge bewusst zu steuern, tust du sie einfach. Regelmäßige Vorgänge aus der Zeit des "Davors" funktionieren wieder. Aufstehen, waschen, Frühstück, Zeitung lesen, Zähne putzen, anziehen... Du bist insgeheim ein wenig stolz auf dich, dass du so vieles mittlerweile wieder schaffst.


Und du atmest immer weiter...


Deine Tage, Wochen und Monate gestalten sich ganz von alleine, ohne dein Zutun. Wie automatisch. Es entstehen neue Regelmäßigkeiten. Aufstehen, waschen, Frühstück, Zeitung lesen, Zähne putzen, anziehen, zum Friedhof laufen, am Grab weinen, und schließlich zur Ruhe kommen...


Vielleicht hast du mittlerweile feste Termine, die dir Halt geben. Einmal die Woche joggen gehen, alle zwei Wochen zur Trauerbegleitung, jeden Freitag Nachmittag wieder an der Chorprobe teilnehmen.


Du spürst das erste Mal "seitdem", dass dir etwas gut tut. Zumindest ein bisschen. Du freust dich. Leise. Und atmest weiter.


Und während die Monate ins Land ziehen, und du einfach weiteratmest, verknüpft sich stillheimlich dein "Davor" mit einem "Danach".


Und in all dieser Zeit spürst du immer wieder, dass du nicht alleine bist. Dass du geführt wirst. Gelenkt und begleitet. Am Anfang eher unbewusst, mit der Zeit immer deutlicher.


Und du lernst, diesem Gefühl zu vertrauen.


Und du erkennst: Dein geliebter Mensch war immer an deiner Seite! Immer, bei keinem Schritt warst du ohne ihn.


Und du atmest weiter. Und lässt dich einfach weiterleben. Und führen.


Von deinem Gefühl. Von deiner Liebe. Von deinem Engel.


Auf deinem Weg der Trauer.

Der niemals endet.


Genau so, wie die Liebe.

© 2022 by Sandra Wagner - die Texte und Bilder sind urheberrechtlich geschützt.



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