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  • Sandra Wagner

Über die „Dankbarkeit“ in Zeiten der Trauer


Am Anfang schauen wir Sterneneltern nur auf das, was nach dem Tod unseres Babys nie möglich sein wird: die gemeinsam erhoffte und geplante Zukunft mit unserem Kind in unserer Mitte. Seine ersten Gehversuche, sein erstes „MAMA“, all die Kuschelstunden und verspielten Vormittage, seine Einschulung, usw. Die Liste ist unendlich. All das können wir nicht mit unserem Kind erleben. Von dieser gewünschten Zukunft müssen wir uns verabschieden. Und das tut verdammt weh!


Manchmal müssen wir Sätze hören, dass wir dankbar sein sollen, über jede Minute, die wir mit unserem Baby hatten. Oder, dass wir uns wenigstens genug Zeit nehmen konnten zum Abschiednehmen. Oder dass zum Glück noch Fotos gemacht werden konnten. Oder dass dieses Kind überhaupt da war und uns zur Mutter gemacht hat … Doch das klingt im ersten Moment fast unmöglich. Denn Dankbarkeit lässt sich nicht befehlen, eben weil der Blick zunächst auf das fällt, was wir mit unserem geliebten Kind nicht mehr haben und nie haben werden.


Zur Dankbarkeit ist es ein langer Weg.


Über das Erinnern können wir uns >rückblickend< bewusst machen, welche vielen innigen und schönen Momente wir mit unserem Sternenkind erlebt haben. Wie oft wir uns seiner Nähe wie magisch bewusst waren. Wie besonders die Zeit mit ihm war, als es noch in unserem Bauch war. Wie bewusst wir viele Dinge wahrgenommen haben, als hätte unsere Seele geahnt, dass unsere Zeit begrenzt sein würde. Wie oft uns seitdem weiße Federn vor den Füßen liegen, oder uns Schmetterlinge begegnen, oder Regenbogen am Himmel leuchten, immer dann, wenn wir an unser Baby denken… Wie oft wir dieses kaum definierbare Streicheln unserer Seele fühlten, in Momenten, in denen wir traurig waren. Es ist so wichtig, all diese Erinnerungen zu sammeln und dadurch sehen zu können, wie reich uns unser Sternenkind mit seinem Dasein gemacht hat. Reich an Herzensstärke, reich an Mitgefühl, reich an Glauben, reich an Mut, reich an Selbstbestimmtheit... Das ist auch ein wesentlicher Teil des Erinnerns: Reich zu werden an dankbaren Erinnerungen und inneren Ressourcen, die wir mit unserem Kind im Himmel in Verbindung bringen.


Je mehr wir auf das schauen, was unser Sternenkind uns geschenkt hat, was es Gutes in unser Leben gebracht hat, je mehr wir all das als Schatz in uns sammeln, desto heilsamer erwächst eines Tages die Dankbarkeit in uns. Ganz von alleine...


Lass heute einmal all das, was dein Sternenkind dir geschenkt hat, hell aufleuchten! Lass es größer werden und schenke dem Aufmerksamkeit und Worte! Versuche, die kleinen und großen Gegebenheiten zu sammeln, niederzuschreiben in einem Notizbuch, oder auf Zettelchen in einem Erinnerungsglas. Erinnere dich!


So kann Dankbarkeit entstehen.

Du spürst das daran, dass du deinem Sternenkind für sein Dasein danken und in diesem Dank zutiefst mit ihm verbunden sein wirst.


Dankbarkeit tut gut. Dankbarkeit füllt die Seele wie Balsam aus. Man fühlt sich wie in einem Strom aus Wärme. Du kannst dann sagen: „Es ist gut, dass du in meinem Leben warst und auf deine besondere Art und Weise immer bleiben wirst, dass du mir so viel gegeben und hinterlassen hast, und dass ich nur durch dich heute die starke und gefühlvolle Frau bin, die ich nun bin. Es tut so gut, deine Mama zu sein – danke dass es dich gibt!“





© 2023 by Sandra Wagner - die Texte und Bilder sind urheberrechtlich geschützt.

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