Im Jahr 2010, genauer gesagt am 28. und 29. August 2010, sind unsere Zwillinge verstorben. Romy, unsere Mausi, wurde eineinhalb Stunden alt, bevor sie die Erde noch am gleichen Tag ihrer Geburt wieder verließ. Lenny, ihr großer Bruder, folgte ihr nach weiteren elf Stunden in den Himmel, einen Tag später, am 29.08.2010.
Die Beerdigung unserer Engel war am 6. September 2010. Niemals werde ich diesen Moment vergessen, als ich in der Friedhofskapelle diesen kleinen, weißen, mit Schmetterlingen und Blumen geschmückten Sarg sah. Den Sarg meiner Babys. Ich habe laut geschriehen, so sehr tat dieser Anblick weh, und brach in den Armen meines Mannes zusammen.
Seit diesem Tag war ich fast jeden Tag am Friedhof.
Das "Gärtchen" von Romy und Lenny, so nannten wir den Ort, an dem unsere Babys ihre letzte Ruhe fanden, erwuchs mit der Zeit zu meinen ganz persönlichen Kraftplatz. Auch wenn Romy und Lenny nie wirklich "dort für mich lagen", war es dennoch der Ort, den ich gerne besuchte, um es für meine Mäuse irgendwie schön machen zu können.
Romy und Lenny begleiten mich seit ihrem Tod bei jedem Schritt, den ich gehe. Bei jedem. Niemals waren sie mir "fern". Doch als wir heuer im September umgezogen sind, mein Mann und ich und unsere beiden Folgekinder, da merkte ich, dass ich es nicht ertrage, "so weit" vom Gärtchen unserer Babys entfernt zu sein. 30 Kilometer trennten mich fortan von meinem Kraftplatz - und auch wenn ich wusste, dass mein Mann täglich in seiner Mittagspause zu unserem Gärtchen läuft, nach dem Rechten schaut, und eine Kerze für die Babys anzündet, war es der erste Schritt, nach dem Renovieren und Einziehen im neuen Haus, das Gärtchen unserer Zwillinge zu uns nach Hause zu holen.
Nach 13 Jahren lösten wir also "das Kindergrab von Romy und Lenny Wagner" in unserer alten Stadt auf.... Wie emotional diese Handlung war, werde ich auch niemals vergessen.
Auch wenn ich im Voraus immer gedacht hatte, dass dort NICHT Romy und Lenny für mich sind, denn ich trage sie ja bei mir, und dass das Gärtchen und ihr Grabstein nur der Ort waren, den wir besuchten, um es ihnen (oder vor allem uns selbst in unserer Trauer) irgendwie schön zu machen, weinte ich, als mein Mann, mein Papa und ich das Grab im Oktober auflösten und ich mich von diesem für mich so unsagbar wichtigen Ort verabschieden musste.
Ihren Grabstein nahmen wir mit zu uns nach Hause.
Er ist nun Teil unseres Gartens, und das Gärtchen
von Romy und Lenny ist nun direkt bei uns, in unserem Garten, vor meinem Lieblingssessel vorm Fenster, von dem aus ich es in jedem Moment sehen kann.
Ich bin sehr, sehr glücklich. Wir, alle vereint.
Kürzlich erreichte uns ein Brief unserer alten Stadt.
Eine Rechnung.
Wir können nur mit dem Kopf schütteln und haben die 49 Euro am Zahltag auf 50 Euro aufgerundet - für unser armes Deutschland und dessen Bürokraten.
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