Ich bin auf dem Land aufgewachsen. Meine Oma, die direkt neben uns wohnte und die mein 2. Zuhause war, hatte Katzen, Hasen, Enten und ein Schwein. Wir selbst hatten einen Hund, einen Goldhamster, Fische und eine Katze. Ich liebte es, inmitten so vieler Tiere aufzuwachsen! Und wenn ich nicht mit Hasengehege aufbauen oder "Ziebalas" (Entenbabys) kuscheln beschĂ€ftigt war, hĂŒpfte ich durch die Heuballen des Bauernhofs gegenĂŒber, grub auf den Ăckern nach Lehm und formte daraus Figuren, spielte mit "Maispuppen" anstelle von Barbies oder las KartoffelkĂ€fer von den Kartoffeln und baute fĂŒr sie "KartoffelkĂ€ferparadiese" in EinmachglĂ€sern. Ich bin also kein "Stadtkind", denen unfairerweise nachgesagt wird, sie wĂŒrden zu steril aufwachsen und deswegen sei es ja kein Wunder, dass sie so viele Allergien hĂ€tten... Und trotzdem, mit 8 Jahren entwickelte sich zu meiner angeborenen Neurodermitis eine starke Allergie, die sich bis hin zu Asthma ausprĂ€gte - nicht nur gegen GrĂ€ser und Pollen, sondern vor allem auch gegen Tierhaare! Meine Welt brach zusammen. Mein Hund musste weg, meine Katze musste weg, der Goldhamster meiner Schwester war zum GlĂŒck kurz vor meiner Diagnose von alleine gestorben, und Oma schlachtete alle ihre Stallhasen, weil ich immer wieder heimlich in die Scheune zu ihnen ging, um wenigstens noch etwas Pelziges zu haben, und danach immer mit zugeschwollenen Augen, verschnupfter Nase und weinend, weil meine Haut so arg juckte, angetappt kam. Ich wollte keine scheiĂ Tierhaarallergie! Und keinen Heuschnupfen! Ich wollte Tiere. Und im Heuboden des Nachbarn herumhĂŒpfen!
Als das alles nicht mehr möglich war, wurde ich sehr traurig. Und meine Mama konnte sich das nicht lĂ€nger mit ansehen. Sie schenkte mir einen Wellensittich: Bubi. Und dann noch einen: Sissi. Und dann noch zwei: Susi und Lady. Und es wurden immer mehr. Unsere KĂŒche und unser Wohnzimmer wurden nach und nach von vielen kleinen, bunten, zwitschernden FlauschbĂ€llen besiedelt! Gelbe, weiĂe, grĂŒne, blaue... Sie lebten mit uns, flogen frei durch die RĂ€ume und zwei davon, Bubi und Sissi, aĂen sogar mit uns am Tisch. Nach und nach wurde ich wieder glĂŒcklich. Die kleinen Zwitschertierchen eroberten mein Herz im Sturm. Vor allen Dingen Bubi. Wenn ich an ihn zurĂŒck denke, dann geht mein Herz auf. Er war mein allerbester Freund. Er konnte sprechen, und nicht nur das, er konnte vor allen Dingen auch VERSTEHEN. Oft sogar, ohne dass ich es sagen musste. Wir verstanden uns blind. Er spĂŒrte, wenn es mir nicht gut ging, er freute sich mit mir, wenn ich fröhlich war, er begrĂŒĂte mich jeden Tag voller Freude, wenn ich aus der Schule nach Hause kam, flog zu mir auf die Schulter und knabberte mit seinem SchnĂ€belchen liebevoll an meiner Nase. Bubi ist eine meiner wertvollsten Kindheitserinnerungen. Er starb, als ich 19 war. Mein kleiner Freund. Mein kleiner Bubi-Opa. Ich habe immer von Bubi erzĂ€hlt. Immer. Jeden. Er ist unvergessen. Auch meinen Kindern erzĂ€hlte ich immer schon von meinen ganzen Wellifreunden. Und vor allem von meinem sĂŒĂen Bubi. In diesem Jahr, zu Ostern, erfĂŒllte ich meinen Kindern und mir einen groĂen Wunsch: Wir fuhren zum ZĂŒchter und suchten uns zwei kleine, zwitscherbunte FlauschbĂ€lle aus! Das MĂ€dchen heiĂt Juju - den Namen suchten meine Töchter aus. Wie der Junge heiĂt, dĂŒrft ihr dreimal raten :-) Bubi.
Ich weiĂ es klingt ein wenig irre, aber manchmal habe ich das GefĂŒhl, dass mein Bubi von frĂŒher wieder zurĂŒck ist... Unser heutiger Bubi und ich sind schon wieder so speziell miteinander verbunden. So unbeschreiblich schön. Ich liebe dieses kleine Wesen. Und ich glaube, er liebt auch mich.
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