Zwar keine "Weihnachtsgeschichte", aber ich hoffe, dennoch zauberhaft...
Es war einmal eine kleine Seele. Genaugenommen war die Seele, von der hier die Rede ist, nicht wirklich „klein“. In der Welt, in der sie zuhause war, existieren nämlich keine Größenangaben. Da die Geschichte der kleinen Seele allerdings in einer Welt spielen wird, in der solcherlei Begrifflichkeiten eine große Bedeutung haben, nämlich in der unseren, erhält sie in unserem Märchen diesen „kleinen“ Zusatz, der sie automatisch auch süß, liebenswert und anmutig erscheinen lässt. Denn das war sie.
Die kleine Seele lebte hoch oben im Himmel, dort wo die Wolken manchmal rosa waren und sich anfühlten wie flauschige Zuckerwatte. Sie war alles und gleichzeitig nichts, zusammen mit all den anderen kleinen Seelen in dieser Welt, die alle gleichzeitig nichts, und doch irgendwie auch alles waren. Sie bildeten zusammen ein Meer aus Sternen, eine Essenz aus reinem Licht und es genügte ihnen zu wissen, dass sie „sind“, ohne erkunden zu wollen, was das eigentlich bedeutet.
Die kleine Seele war fröhlich und seelenfroh – ja, man könnte fast sagen, dass dieses Wort „seelenfroh“ in ihr seinen Ursprung fand.
Und wie alle kleinen Seelen in diesem Himmel, war auch sie ganz vorfreudig darauf, wo ihre Reise sie eines Tages hinführen würde. Denn dieser Impuls lag in ihr, dieses Wissen, das ihr von einer höheren Macht in ihre Mitte gelegt wurde: Ja, sie würde eines Tages eine Reise antreten. Eine große Reise! Eine Reise, in der sie diese andere, diese geheimnisvolle Welt kennenlernen würde, die ihr aus ihren Träumen und aus vielen früheren Leben bereits so bekannt war. Und die kleine Seele erwartete diesen einen Tag, der der ihrige sein und der sie zu einem Wesen machen würde, das nicht nur fühlen, sondern auch spüren könnte, mit großer Neugier.
Da es in der Heimat der kleinen Seele keine Zeit gab und alles jeweils im Hier und Jetzt geschah, spürte sie keine Ungeduld. Sie wusste, so wie alle kleinen Seelen das taten, dass sie es fühlen würde, wenn der Zeitpunkt da sei, um sich auf die Reise ihres Lebens zu machen.
Und eines Tages war es so weit. Die kleine Seele folgte dem Ruf ihrer Liebe und sie machte sich auf den Weg.
Sie vernahm einen leisen Schrei und spürte gleichzeitig, dass dieser ihr selbst entsprang.
Sie spürte Hände, die sie in Empfang nahmen und zärtlich in dieses neue Leben begleiteten.
Sie verstand nun, was es hieß, berührt zu werden. Nicht nur innerlich – äußerlich. Und ihr Weinen wurde ruhiger bis es schließlich ganz verstummte.
Langsam öffnete sie ihre Augen. Warmes Licht umspielte das Antlitz einer Frau, das direkt vor ihr erschien und sie mit grenzenloser Liebe betrachtete. Im nächsten Moment berührten die warmen Lippen dieser Frau ihre Wangen, ihre Nase und auf einmal konnte sie verstehen, was es hieß, geborgen zu sein.
Sie verstand die Liebeserklärung ihres Gegenübers …wortlos. Und ohne etwas zu tun, erwiderte sie diese Liebe …bedingungslos. Sie musste nicht sprechen, um von dieser Frau verstanden zu werden. Sie fühlte sich allumfänglich gehört und sie wusste, dass dies auch immer so bleiben würde.
Die Augen der kleinen Seele waren sehr schläfrig. Im Ganzen fühlte sich dieser Körper, den sie nun trug, sehr schwer an. Fast fielen ihre Augen erschöpft von ihrer langen Reise zu, doch bevor der Herzschlag jener Frau sie sanft in den Schlaf wog, begegneten dem Blick der kleinen Seele die mit Tränen gefüllten Augen eines Mannes. Sanft streichelte ein großer Daumen über ihre Wange und sie hörte eine warme Stimme in ihr Ohr flüstern: „Ich liebe dich, mein Kind“.
Die kleine Seele spürte in diesem heiligen Moment, wie sich die Schwere ihres menschlichen Gewands in etwas viel Leichteres auflöste und sie wusste was es hieß, beschützt zu sein. Und hätte sie noch die Kraft aufbringen können, um zu lächeln, so hätte sie es in diesem glückseligen Moment getan.
Das Licht der kleinen Seele leuchtete in diesem Augenblick so hell, dass dort oben am Himmel ein neuer Stern erstrahlte.
Und in den Herzen jener beiden Menschen, in deren Armen sich ein wohliger, tiefer Schlaf über die kleine Seele legte, entfachte ein Feuer der Liebe, das so groß war, dass es nie wieder verglühen könnte.
Der kleinen Seele war so wonnig zumute, wie nie zuvor und sie wusste plötzlich, was das Wort F r i e d e n bedeutet. Sie spürte eine Art von Erfüllung. Und eine unendliche Dankbarkeit über die Erfahrung dieses Lebens breitete sich in ihr aus.
Und während sie bezaubert der Melodie eines Schlafliedes lauschte, das ihre Eltern leise für sie summten, hieß sie ihre große Müdigkeit selig willkommen, die sich im nächsten Moment wie eine warme Decke auf sie und ihren kleinen Körper hinablegte.
Geborgen sein … Und bedingungslose Liebe spüren … Gehört und gesehen werden … Ohne Worte zu benutzen … Beschützt sein … Vertrauen, Annahme und Frieden fühlen … Erfüllung und Dankbarkeit … bis über alle Grenzen hinaus.
Und als der Atem der kleinen Seele immer leiser wurde, erkannte sie, dass sie genau jene Dinge auf ihrer Reise des Lebens erfahren wollte!
Und sie erinnerte sich an ein tief in ihr angelegtes Wissen, dass auch diese beiden Menschen, die sie in Liebe auf dieser Erde empfangen haben, genau jene Dinge lernen wollten. Und dass sie es war, die ihnen dabei helfen würde!
Die kleine Seele war sehr stolz auf sich und wusste, dass sie diese große Aufgabe mit all ihrer Liebe umsetzen würde. Doch dazu müsste sie den letzten Teil ihrer Vereinbarung umsetzen, die sie mit ihren Eltern vor einer zeitlosen Weile gemeinsam getroffen hatte…
Die kleine Seele wurde ganz ruhig, als sie dem Ruf jener unendlichen Liebe folgte und sie dem Moment zu dem ihrigen machte.
Und sie begab sich auf ihre Reise, dorthin in eine Welt, hoch oben in den Wolken, wo der Himmel manchmal rosa war und an dem nun ein neuer Stern funkelte.
Und die kleine Seele war glücklich, wie nie zuvor, und sie lächelte, weil sie wusste, dass ihre gemeinsame Reise mit Mama und Papa erst jetzt beginnen würde 🙏✨️💖
~ Text: Sandra Wagner, Sternenmama ~
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