...du willst, dass es aufhört, weh zu tun. Du willst, dass es aufhört, so viel Kraft zu kosten. Du bist müde. Dieser scheiß Trauerberg kotzt dich an und du würdest ihn am liebsten in eine Million Trümmer zerschlagen! Aber das geht ja nicht, weil du stehst ja mitten drauf. Du setzt dich hin. Und schreist. Und der Schrei hört sich gar nicht an wie deiner. So schrill, und laut. Und er hallt so sehr. Und du heulst und bist so schrecklich traurig. Und hast einfach keinen Bock mehr! Aber dann stehst du auf und nimmst deine letzte Kraft zusammen. Und du gehst weiter. Und triffst unterwegs auf andere, die diesen Berg ebenfalls erklimmen müssen. Und lässt sie ziehen. Und hörst nur auf dich. Deinem Atem. Deine Schritte. Gehst in deinem Tempo. Und die Wut wird Schritt für Schritt leiser. Ohne, dass du es bemerkst. Und dann, fast oben, hältst du inne und blickst zurück. Und kannst nicht glauben, wie weit du schon gegangen bist. Und du beginnst, Sterne am Himmel wahrzunehmen. Und den Wind. Und irgendwann, ganz unerwartet, fühlt sich alles, oder auch gar nichts, irgendwie anders an. Auf jeden Fall gehst du weiter. Und weiter. Dorthin, wo du rein gar nichts vermutest. Und plötzlich, genau deswegen, alles findest.
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