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  • Sandra Wagner

Von Himmelszeichen und sozialen Medien


In den digitalen Technologien und Medien gibt es ja unendlich viele Möglichkeiten und Kommunikationswege wie Weblogs, Online-Communities, Facebook-Gruppen usw., über die Nutzerinnen und Nutzer miteinander sprechen und sich über bestimmte Themen untereinander austauschen können. Das ist erst einmal eine gute Sache, denn dort in diesen Foren findet man Menschen, die gleiche Interessen haben, bestimme Vorlieben teilen oder eben auch einen ähnlichen Schicksalsschlag tragen müssen wie man selbst.

Ich möchte heute etwas schreiben, das mir immer wieder in Trauergruppen, Sternenkindergruppen, Leben-nach-dem-Tod-Gruppen, Jenseits-Gruppen und ähnlichen Internetforen auffällt und was den Vorteil dieser modern vernetzten „Neuzeit“ für mich auf eine unschöne Weise ausbremst…

Immer wieder geht es in solchen Online-Gruppen auch darum, wer (oder wer nicht) etwas (oder nichts) in Wolkenformationen erkennen kann. Derjenige, der das Foto gemacht hat, erlebte kurz zuvor einen berührenden, einmaligen und nie wiederkehrenden Moment. Er sah in Himmelsgebilden das Zeichen eines lieben Verstorbenen. Oder anders gesagt, er FÜHLTE seinen geliebten Menschen in diesem Moment eindeutig bei sich.


Das ist ein Geschenk an ihn gewesen. Und das Herz, die Seele des Beschenkten, die packte es voller Freude aus, im ersten Augenblick. Und es löste dieses wundervolle Gefühl von "WOW" aus.


Schmetterlinge flogen im Bauch auf, Engelsflügel kitzelten beim Anblick dieser Wolkenformation im Inneren. Tränen schossen in die Augen. Das Herz schlug schneller. Gänsehaut machte sich breit. So schöne "Zeichen" der Berührung durch einen Engel machten sich in dieser heiligen Sekunde in einem selbst bemerkbar! So viele... so intensiv.

DAS ist das Geschenk der lieben Seele aus der anderen Welt gewesen! DAS WAR DAS ZEICHEN!

Doch wir Menschen suchen leider immer nach tragbaren Beweisen. Wir haben verlernt, an Wunder zu glauben. Was tun wir also? Wir rennen ins Haus, suchen das Handy und weil wir so aufgeregt und immer noch so berührt sind, verdattern wir uns ein paar Mal auf dem Display, bis endlich die Kamera aufgeht. Und dann denken wir allen Ernstes, dass wir ein Foto von dem "Zeichen" machen können, das wir gerade ganz eindeutig SPÜRBAR vom Himmel erhalten haben?!

Wir schießen also ein Foto, ...oft zu einem Zeitpunkt, zu dem die Wolke schon wieder ihre Form verändert hat und wir machen noch weitere 287 Fotos, um anschließend das "perfekte" Bild auswählen zu können, das dann der greifbare Beweis dessen ist, wovon wir uns nur wenige Augenblicke zuvor zu 1.000 Prozent sicher waren! Einfach weil unsere Seele es gefühlt hatte. Weil unser Körper sofort darauf reagiert hatte!

Wenn das Foto im Kasten ist, ist der Zauber des heiligen Moments aber schon lange wieder vorbei!

Wir sind eigentlich mit keinem Foto so richtig zufrieden, zoomen es dann zig mal hin und her, machen es größer, und wieder kleiner, und verändern vielleicht sogar noch die Helligkeit und Lichtfilter. Und wenn wir dann wieder "etwas" in dieser Wolkenformation erkennen können, die wir fotografiert und bearbeitet haben, dann sind wir schon lange nicht mehr in unserem Gefühl des Friendens, die dieser Moment uns geschenkt hatte, sondern geknebelt von unserem übereifrigen Ego!

Und dann kommt das Schlimmste: Dann suchen wir das einigermaßen beste Foto "unseres Zeichens" heraus und laden es auf Facebook hoch. Wir suchen nach Befürwortern für UNSER Himmelsgeschenk!

"JA, ICH SEHE DA EIN HERZ!" Juhu, der Erste sieht etwas! Aber, eigentlich hatte ich ja die Form der Wolke gemeint, die aussieht wie das Profil von meinem geliebten Menschen im Himmel… Aber stimmt, ein Herz ist da vielleicht auch...

Und ein anderer schreibt unterdessen: "JA, ICH SEHE SOGAR 2 HERZEN UND EINE KATZE! MOCHTE DEIN GELIEBTER MENSCH KATZEN? UND HAT ER VIELLEICHT EINEN VERSTORBENEN ZWILLING IM HIMMEL?" …und der Beschenkte denkt nach und erinnert sich an keine Katze und er schreibt von dem Profil, der Seitenansicht vom Kopf des geliebten Menschen im Himmel und dessen deutlich erkennbare spitzen Nase, dort oben am Wolkengebilde, rechts oberhalb der Dachspitze…

Und unterdessen kommentiert bereits ein fünfter und sechster:

"HÄ? ALSO ICH SEHE NUR EINE WOLKE"

Und ein anderer:

"LEUTE, DAS MIT DEN DEUTEN DER WOLKENBILDER HIER IN DER GRUPPE DAS NERVT MITTLERWEILE ECHT!"

Und währenddessen schrumpft die innere Freude, dieser Funken Glück, dieses WUNDER des Zeichens einer untrennbaren Verbindung zum geliebten Menschen im Himmel, und der Beschenkte wird traurig und vergisst, wie gut er sich gefühlt hatte, als er sein Zeichen, SEIN HIMMELSGESCHENK, auspackte und ANNAHM!

Und zurück bleiben Zweifel und Menschen die sagen, dass Wolken keine Zeichen wären.

Dabei ist es doch ganz eindeutig: WUNDER fühlt man. ZEICHEN fühlt man. LIEBE fühlt man.

Oder kannst du es beweisen, dass du dein Kind, deine Mama, deinen Partner liebst?? LOS! BEWEISE ES MIR! ICH WILL ES SEHEN!

Dann machst du ein Foto, auf dem du dein Kind voller Liebe in die Arme schließt, oder auf dem du deinen Partner sanft aufs Ohrläppchen küsst, weil er das besonders gerne mag.

Und irgendwer wird nur eine Person sehen, die ein Kind auf dem Arm hat, oder eine Frau, die einem Mann ins Ohrläppchen beißt. Wie auf dem Plakat einer Werbeanzeige vielleicht.

Aber die LIEBE, das Eigentliche, die sieht keiner.

Weil, das Eigentliche, das kann man eben nicht mit den Augen sehen.

Das sehen nur Herzen. Und die benötigen keine Kamera.






© 2020 by Sandra Wagner - die Texte sind urheberrechtlich geschützt.

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