"Ich muss erst noch aufs Monatsende warten, bis ich wieder Geld habe. Dann werde ich mir eine Trauerbegleitung leisten können. Ich brauche nämlich endlich Hilfe, egal was es kostet..."
Oder:
"Wie kann man dich denn als Trauerbegleiterin buchen, welche Kosten kommen da auf mich zu?"
Oder:
"Darf ich Sie fragen, was genau Sie in der Trauerbegleitung machen und ob es auch noch geht, wenn mein Kind schon vor 5 Jahren gestorben ist? Ich hab halt aber leider nicht so viel Geld. Das letzte Mal, als ich eine Trauerbegleitung angefragt habe, hat eine Stunde 90 Euro gekostet. Wie viel kostet es bei Ihnen?"
Solche Anfragen erreichen mich in letzter Zeit öfter.
Vorne weg:
Meine Arbeit ist für Trauernde kostenlos!
Doch für ihr Seelenheil unbezahlbar...
Wie kann es das geben?
Wir vom Sternenkinderzentrum Bayern sind ein GEMEINNÜTZIGER Verein, der trauernde Sternenkinderfamilien kostenfrei berät und begleitet.
Damit dies aber kostenfrei passieren kann, benötigt es eine GEMEINSCHAFT im Hintergrund, die den Verein finanziell unterstützt.
Sprich, wir brauchen Spenden.
Es ist immer wieder erstaunlich, dass Menschen, die kaum oder nur wenig Geld zur Verfügung haben, die Begleitung als kostenpflichtig einschätzen und auch bereit wären, sie zu bezahlen, während es andere Menschen, oder eine ganze Gemeinschaft gibt, die zwar wissen, dass es so etwas wie Trauerbegleiter in gemeinnützigen Vereinen gibt, die Familien in der schwersten Zeit ihres Lebens beistehen, die deren Arbeit auch gut finden, die aber nie auf die Idee kommen würden, diese auch finanziell zu unterstützen. Eben, DAMIT sie weiterhin kostenfrei für Betroffene bleiben kann!
Unser Verein zum Beispiel beschäftigt mehrere Trauerbegleiter und Trauerbegleiterinnen. Wie sollen diese Menschen denn ihre Brötchen beim Bäcker bezahlen, wenn sie für ihre Arbeit nicht bezahlt werden?
Ich bin neben meinem Beruf als Kinder-, Jugend- und Familientrauerbegleiterin beim Sternenkinderzentrum Bayern, durch den ich u.a. mein Benzin bezahle, mit dem ich zu meinen Sternenmamas fahren kann, seit 2011 in meinem EHRENAMT als Leiterin und Ansprechpartnerin der Selbsthilfegruppe Sternenkinder Coburg tätig. Dafür bekomme ich keinen Cent! Aber ja, Herzenssache... dadurch bekomme ich so viel Liebe!
Leider lässt es sich mit dieser Liebe aber nur schwer an der Kasse bei Aldi bezahlen.
Eine Trauerbegleitung, eine Arbeit so nah an der Seele des Menschen, die müsste eigentlich von einem System, das sich SOZIALSTAAT nennt, vergütet werden! Und das gut. Aber, wir Trauerbegleiter sind nicht systemrelevant.
Erst wenn nicht verarbeitete oder unterdrückte Trauer zu einer Depression wird, erst wenn der Trauernde in seiner nicht ausgelebten Trauer erkrankt, DANN greifen die Kassen ein und zahlen eine medizinische Behandlung.
Aber heilt Trauer mit Tabletten oder Antidepressiva denn überhaupt???
Und wäre es nicht wesentlich "systemrelevanter", Menschen von Anfang an zu begleiten, sie auf ihrem schweren Weg zu unterstützen und ihnen liebevoll einen Kompass in die Hand zu legen, der sie durch dieses Labyrinth der Trauer führen kann, ohne dass sie sich darin verlieren?
Wir brauchen mehr Menschen, mehr Gemeinschaft, die sieht was wir tun, damit alle, wirklich alle Menschen aus allen Schichten in ihrer Trauer Hilfe erhalten können!
Und das nicht erst dann, wenn aus ihrer Trauer eine Krankheit geworden ist.
Ich habe diesen Text jetzt nur schnell geschrieben, ohne Poesie oder spiritueller Botschaft am Ende, wie ich es sonst so gerne mache, weil ich es eilig habe und mich gleich auf den Weg zu einer Begleitung machen muss... Und weil es mich gerade einfach mal wieder so aufregt, dass es ist, wie es ist und ich das einfach auch mal loswerden wollte!
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